Behindertengerechte Herrichtung der Reittherapieanlage, barrierefreie Zuwegung und Anschaffung einer Aufstiegshilfe auf dem FamilienCampus Klettwitz
Antragsteller: Klinikum Niederlausitz GmbH
Bewilligung am: 24.11.2014
Ort: Klettwitz
Gesamtkosten: 99.951,05 €
erhaltene Arbeitsplätze: 6
Projektlaufzeit: 2014 - 2015
Richtlinie: H.1.5
Der FamilienCampus Lausitz entsteht zur Zeit als Nachnutzung des ehemaligen, aufgegebenen Klinikstandortes Klettwitz als einzigartiger und zukunftsweisender Ansatz einer räumlichen wie methodischen Konzentration von Berufsausbildung in der Gesundheitsbranche, Fort- und Weiterbildungsangeboten, Kinder- und Ju¬gendhilfe, therapeutischen Möglichkeiten sowie Beratung und Freizeitgestaltung. Gleichzeitig haben oder werden sich zahlreiche Partner mit individuellen Angeboten im Kontext Gesundheit und Pflege ansiedeln.
Zielstellung: Eines der Herzstücke des Konzeptes ist die reittherapeutische Einrichtung, in welcher mit behinderten Jugendlichen, Kindern, jungen Erwachsenen, aber auch mit Älteren gearbeitet wird und zukünftig verstärkt von Alzheimer, Demenz und von anderen degenerativen Erkrankungen Betroffene integriert werden.
Die reittherapeutische Arbeit mit den körperlich aber auch geistigen behinderten Kindern und jugendlichen Klienten ist seit 2011 ein zusätzliches Angebot des Klinikum Niederlausitz GmbH mit seinem FamilienCampus Lausitz am Standort Klettwitz. Die Behandlungen können bisher nahezu ausschließlich in den Sommermo¬naten und nur bei entsprechender Witterung erfolgen. Die Arbeit mit den Pferden ruht daher in den Schlechtwettermonaten, sodass individuelle Erfolge der therapeutischen Anwendungen und Methoden teilweise bzw. größtenteils wieder vernichtet werden. Mit der Möglichkeit der ganzjährigen Nutzung der Therapiezeltes kann die reittherapeutische Arbeit mit den Behinderten ganzjährig und ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.
Gleichzeitig besteht gegenwertig nur eine eingeschränkte Möglichkeit der Benutzung der Gesamtanlage durch eingeschränkte oder behinderte Kinder und Jugendliche. Vor allem für die Befahrbarkeit mit Bewegungshilfsmitteln wie Rollstühle zur nachhaltigen Sicherung der Nutzung auch in den Morgen- oder Abendstunden sowie in den Wintermonaten ist eine ausreichende Beleuchtung der Gesamtanlage notwendig. Um hier Unfallrisiken der behinderten Kinder und Jugendliche und damit Haftungsrisiken für uns als Betreiber zu minimieren, ist eine ausreichende Erweiterung und Komplettierung der Beleuchtungsanlage notwendig.
Insbesondere Menschen (u.a. Kinder und junge Menschen)mit körperlichen und motorischen Defiziten sind auf Hilfestellung bei der Nutzung der Therapiepferde angewiesen. Bisher wurde mit dies durch hohen personellen Einsatz und Unterstützung Freiwilliger realisiert. Die geplante Zunahme der Therapien in Quantität aber auch qualitative Aspekte machen die Vorhaltung einer technischen Aufstiegshilfe unumgänglich. Diese muss ganzjährig nutzbar, rutschfest sowie Rollstuhlbefahrbar sein. Durch diese technische Hilfe können gleichzeitig Schäden an den Therapiepferden vermieden werden.
Die ca. 1,5 ha große therapeutische Reitanlage mit zukünftigem Therpiezelt ist weder Ponyhof noch Gutshof. Es ist ein Ort, an dem das Pferd als Freund und Partner verstanden wird. Die Arbeit mit den drei Therapiepferden unterstützt maßgeblich den Behandlungs- und Genesungsprozess von Patienten sowie die didaktischen Zielsetzungen der engagierten Sozialpädagogen und Reittherapeuten. Das Pferd ist gut für die Förderung und Rehabilitation von motorischen Fähigkeiten, das Erkennen von Stärken und Schwächen, das Vermitteln von Werten und Verantwortungsbewusstsein, u.v.m.
Die Pferdegestützte Therapie ist eine erfolgreiche Methode, um körperliche, geistige und seelische Defizite eines Menschen positiv zu beeinflussen. Mit der Pferdegestützten Therapie wird der Klient dahingehend unterstützt, seine Schwächen und Stärken zu erkennen und auszubauen, seine Grenzen zu respektieren und seinen persönlichen Weg in seinem eigenen Tempo selbst zu gehen. Dabei unterstützen ihn zwei Partner: der Reittherapeut und das Pferd. Das Pferd tritt als Vermittler und Spiegel des eigenen Verhaltens auf. Durch die positive Wirkung der Mensch-Tier-Beziehung können Selbstheilungskräfte reaktiviert werden.
Vier Pluspunkte sind im Team für den Klienten möglich:
Körperlich werden Koordination, Gleichgewicht sowie Grob- und Feinmotorik gestärkt. Geistig können Wahrnehmung, Konzentration, Selbsteinschätzung und Leistungsfähigkeit eine Steigerung erfahren. Seelisch kann sich der Umgang mit Angst, Depressionen oder Aggressionen verbessern. Die Therapie steigert das Selbstgefühl, fördert Kommunikation, Kooperation, Verantwortung und Konfliktfähigkeit im sozialen Bereich. Diese Form der Unterstützung ist Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Einschränkungen im Sozialen, psychischen und physischen Bereich zu empfehlen, wie zum Beispiel Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen, Ängste, Bindungsstörungen, Aggressionen, Suchtproblematiken, Autismus, psychische Krankheiten, psychosomatische Erkrankungen, Lern- und geistige Behinderung, Haltungsschäden und Bewegungsstörungen.
Seitens des Klinikums Niederlausitz läuft seit dem 01.12.2012 als therapeutisches Mittel im Rahmen der Rehabilitation von Patienten mit degenerativen Hirnerkrankungen der selbstfinanzierte RehaSport mit dem Pferd. Derzeit sind 35 Schlaganfall- und schlaganfallgefährdete Patienten im Programm. Bei dieser Therapieform können förderliche Impulse für die menschliche Motorik erzeugt und individuelle Einschränkungen des Patienten ganzheitlich positiv beeinflusst werden. Die Übertragung der dreidimensionalen Schwingungen vom Pferd auf den Patienten bewirkt eine Erhöhung der Rumpfstabilität, Gleichgewichtsverbesserung, Tonusregulationen sowie Gangverbesserungen.
Besonders Kinder und Jugendliche mit körperlichen und / oder geistigen Behinderung aus Integrations-Kitas und Förderschulen lieben den Kontakt zu Pferden. Auf dem PferdeGut können sie regelmäßig das Wesen und die körperliche Beschaffenheit der Vierbeiner erkunden. Pferde begegnen Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen stets ohne Scheu, Vorurteil und Wertung. Das schafft sofortiges Grundvertrauen. Ohne Barrieren erleben selbst stark beeinträchtige Kinder das einzigartige Gefühl des unbeschwerten „Getragenwerdens". Unterstützend wirken zusätzliche wahrnehmungsfördernde Übungen auf dem Rücken der Tiere. Durch die Bewältigung der individuell abgestimmten Aufgaben und das Entdecken persönlicher Ressourcen steigt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Diese tierisch gute Erfahrung hinterlässt Spuren und verleiht Flügel.
Sowohl Kinder als auch junge Heranwachsende gewinnen auf dem Pferdegut interessante Einblicke in das Feld der Pferdehaltung und -pflege. Durch das tägliche Versorgen der Tiere lernen die Kinder die natürlichen Eigenschaften der Vierbeiner kennen - insbesondere die Verständigungswege zwischen Pferd und Mensch. Darüber hinaus sind die Kinder und Jugendlichen mittendrin, wenn sie gemeinsam mit unseren Reittherapeuten zahlreiche Übungen und Spiele mit dem Pferd selbst gestalten und erleben.
Kinder und Jugendliche erleben durch den Umgang mit den Tieren das Pferd als Freund und Partner. Die neuen Erfahrungen und Erlebnisse im gruppendynamischen Prozess können bislang unerkannte Stärke des Einzelnen aktivieren und ein neues Verantwortungsbewusstsein befördern.